Das deutsche Rentensystem erscheint vielen Menschen kompliziert – zu Recht. Aber ein Begriff ist besonders wichtig zu verstehen: Rentenpunkte. Sie bestimmen, wie hoch deine spätere Rente ausfällt. Hier erfährst du alles, was du wissen musst.
Was sind Rentenpunkte?
Rentenpunkte (offiziell: Entgeltpunkte) sind die Währung des deutschen Rentensystems. Sie zeigen, wie viel du in einem Jahr für deine Rente geleistet hast – gemessen am Durchschnittseinkommen aller Versicherten.
Einfach erklärt
Verdienst du genau das Durchschnittseinkommen aller Versicherten, bekommst du 1,0 Rentenpunkte pro Jahr. Verdienst du weniger, bekommst du entsprechend weniger Punkte. Verdienst du mehr, sammelst du mehr Punkte - bis zur Beitragsbemessungsgrenze.
Wie werden Rentenpunkte berechnet?
Die Formel ist eigentlich simpel:
Dein Brutto-Jahreseinkommen ÷ Durchschnittseinkommen = Rentenpunkte
Beispiel für 2025: Das vorläufige Durchschnittseinkommen liegt bei 50.493 Euro brutto. Wenn du 60.000 Euro verdienst, bekommst du:
60.000 € ÷ 50.493 € = 1,19 Rentenpunkte
Wie viel ist ein Rentenpunkt wert?
Der Rentenwert ändert sich jährlich. Aktuell (2025) ist ein Rentenpunkt wert:
- West-Deutschland: 40,79 Euro pro Monat
- Ost-Deutschland: 40,79 Euro pro Monat (seit 2024 angeglichen)
Das bedeutet: Jeder Rentenpunkt bringt dir etwa 40,79 Euro Rente pro Monat – ein Leben lang ab Renteneintritt.
Rechenbeispiel
Sammelst du 45 Jahre lang je 1 Rentenpunkt (also 45 Punkte insgesamt), bekommst du später 45 × 40,79 € = 1.835,55 € Rente pro Monat.
Der wahre Wert eines Rentenpunkts
40,79 Euro pro Monat klingt vielleicht erstmal nicht nach viel. Aber hier kommt die spannende Rechnung: Diese 40,79 Euro bekommst du jeden Monat – ein Leben lang!
Geht man von einer durchschnittlichen Rentenbezugsdauer von etwa 19 Jahren aus (230 Monate), bedeutet das: Ein einzelner Rentenpunkt bringt dir insgesamt rund 9.391,70 Euro über deine gesamte Rentenzeit. Genau mit diesem Wert kalkuliert auch der Staat – es sind die aktuellen Kosten, die für einen Rentenpunkt angesetzt werden (Stand 2025). Wenn deine Rentenbezugsdauer höher ist, steigt die Wertigkeit in deinem Fall sogar.
Der Langzeit-Wert
Ein Rentenpunkt = 40,79 € × 230 Monate = 9.391,70 € Gesamtwert über deine Rentenzeit. Plötzlich sieht ein Rentenpunkt ganz anders aus!
Kinderbetreuung und Rentenpunkte: Das musst du wissen
Hier wird es für Familien besonders wichtig. Die Elternzeit wirkt sich unterschiedlich auf deine Rentenpunkte aus:
Kindererziehungszeiten (erste 3 Jahre)
Für die ersten drei Lebensjahre deines Kindes bekommt ihr staatliche Unterstützung in Form von Rentenpunkte – auch ohne zu arbeiten:
- Pro Jahr: bis zu 1,0 Rentenpunkte
- Insgesamt: bis zu 3,0 Rentenpunkte pro Kind
- Wert: etwa 122 Euro mehr Rente pro Monat pro Kind
Wichtiger Hinweis
Diese Rentenpunkte bekommt nur ein Elternteil pro Kind. Ihr müsst entscheiden, wer sie bekommen soll – standardmäßig die Mutter.
Teilzeitarbeit während der ersten 3 Jahre nach der Geburt
Arbeitest du in Teilzeit, erhältst du den staatlichen Zuschuss zusätzlich – bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Das kann sich richtig lohnen:
Beispiel: Du arbeitest mit 50% Teilzeit und verdienst dadurch 0,56 Rentenpunkte pro Jahr.
- Deine Teilzeit-Arbeit: 0,56 Rentenpunkte
- Plus staatliche Kindererziehungszeit: 1,0 Rentenpunkte
- Gesamt: 1,56 Rentenpunkte pro Jahr
- Das ist sogar mehr als ohne Kind bei Vollzeit!
Die langfristigen Auswirkungen
Hier ein konkretes Beispiel, wie sich die Kinderbetreuung auf die Rente auswirkt:
Szenario: Anna verdient normalerweise 70.000 Euro (= etwa 1,39 Rentenpunkte pro Jahr). Sie nimmt 3 Jahre Elternzeit ohne zu arbeiten.
- Ohne Kind: 3 × 1,39 = 4,17 Rentenpunkte
- Mit Kind: 3 × 1,0 = 3,0 staatliche Kindererziehungszeit-Punkte
- Verlust: 1,17 Rentenpunkte
- Das entspricht: etwa 48 Euro weniger Rente pro Monat
- Über die gesamte durchschnittliche Rentendauer: ein Verlust von rund 10.988 Euro
Strategien für Paare
Als Paar könnt ihr strategisch planen, um Rentenpunkt-Verluste zu minimieren:
1. Clevere Aufteilung der Kindererziehungszeiten
Prüft gemeinsam, bei wem die Kindererziehungszeit-Rentenpunkte (1,0 pro Jahr) besser genutzt werden können. Zum Beispiel: Liegt jemand von euch nahe oder über der Beitragsbemessungsgrenze, würden die zusätzlichen Punkte dort teilweise oder komplett verfallen. Bei der anderen Person können sie voll wirken.
2. Ausgleichszahlungen planen
Nutzt den Rentenausgleichrechner, um zu berechnen, welche Ausgleichszahlungen fair wären. Oft können monatliche Beträge die Rentenlücke schließen.
3. Private Altersvorsorge aufstocken
Erhöht während der Elternzeit die private Altersvorsorge des Partners, der Einkommensverluste hat.
Fazit: Wissen ist Macht
Rentenpunkte zu verstehen, hilft dir dabei, bessere Entscheidungen für deine Familie zu treffen. Sie zeigen dir konkret, was deine Elternzeit-Entscheidungen für deine finanzielle Zukunft bedeuten.
Lass dich nicht von der Komplexität des Rentensystems abschrecken. Mit dem richtigen Verständnis und der passenden Planung könnt ihr als Paar faire Lösungen finden, die für beide Partner gerecht sind.
Und denk daran: Der Rentenausgleichrechner übernimmt diese komplexen Berechnungen für euch und zeigt euch konkrete Zahlen für eure individuelle Situation.